München ist um einen weiteren Private-Equity-Investor reicher. Wie FINANCE erfuhr, hat der skandinavische Finanzinvestor FSN Capital seine Zelte in der Brienner Straße aufgeschlagen und möchte dort mit fünf Mitarbeitern jährlich ein bis zwei deutsche Deals an Land ziehen.
FSN Capital hat seine Wurzeln im norwegischen Oslo und bezeichnet sich selbst als einen der aktivsten Finanzinvestoren Skandinaviens. Aktuell hat der Private-Equity-Investor 15 nordische Unternehmen im Portfolio. Abgesehen von der österreichischen Add-on-Transaktion Fasching Safety Belts für das schwedische Portfoliounternehmen Holmbergs ist der deutschsprachige M&A-Markt für FSN Capital jedoch komplettes Neuland.
Leer ging der Investor beispielsweise bei der Auktion um das DBAG-Unternehmen Proxes aus, die vor knapp einem Jahr der Schweizer Mittelstandsinvestor Capvis für sich entschied. Um künftig besser zum Zuge zu kommen, hat FSN Capital mit Robin Mürer und Justin Kent zwei neue Partner angeworben, die den deutschen Markt bereits kennen.
FSN-Partner kommen von Capvis und Apax
Kent kommt von eben jener Capvis, wo er zuletzt den Kauf der Logistikplattform „Wer liefert was“ begleitete. Zuvor arbeitete Kent, der die deutsche und US-amerikanische Staatsbürgerschaft besitzt, für den PE-Investor Riverside. Robin Mürer kommt vom Finanzinvestor Apax, für den er beispielsweise den britischen Onlineshop für Luxusbekleidung Matches Fashion gekauft hat.
FSN-Partner Patrice Jabet, Principal Nicolai Norrbom und Associate Tobias Funke komplettieren das Münchener Team, wobei der aus Stockholm kommende Jabet und Norrbom aus Kopenhagen nach einer gewissen Zeit wieder zurückkehren sollen. Mittelfristig soll das Münchener Team auf zehn feste Mitarbeiter ansteigen, allerdings über die Nachwuchsebene. Weitere Partner sucht FSN Capital laut eigener Aussage nicht.
Mürer und Kent haben nach eigener Aussage den Auftrag, FSN Capital in Deutschland langfristig als Private-Equity-Investor zu etablieren. Deutschland sei der nächste logische Schritt in den Wachstumsplänen der Skandinavier. Während der britische und auch der skandinavische Private-Equity-Markt schon sehr reif seien, bestünde hierzulande noch großes Wachstumspotenzial.
FSN Capital sitzt auf 1 Milliarde Euro
Mit dieser Erkenntnis ist FSN Capital nicht allein. Der niederländische Finanzinvestor Gilde Healthcare baut unter der Leitung von Fabian Braemisch ein neues Büro in Frankfurt auf, und auch der Branchengigant KKR lässt sich derzeit in der Mainmetropole nieder. Zum Jahresstart eröffnete zudem der französische PE-Investor Astorg unter der Führung des ehemaligen Permira-Managers Niklas Einsfeld ein Frankfurter Büro.
Mürer nimmt die Konkurrenz gelassen. „Ich nenne immer drei Gründe, die für FSN Capital sprechen: Es ist ein skandinavischer Fonds, der sehr nachhaltig und vor allem extrem erfolgreich arbeitet.“ Seit der Gründung im Jahr 1999 durch Frode Strand-Nielsen hat FSN Capital durchschnittlich mit seinen Fonds „drei Mal Geld“ verdient, sprich den Kapitaleinsatz verdreifacht. Die Internal Rate of Return (IRR) liege bei rund 30 Prozent. „Das ist auch unsere Vorgabe für den deutschen Markt“, merkt Justin Kent an. Genug trockenes Pulver für Deutschland ist vorhanden: Der Ende 2016 aufgelegte Fonds ist rund 1 Milliarde Euro schwer und mit drei nordischen Investments erst zu rund 15 Prozent ausinvestiert.
„Unser Gründer legt zurecht einen sehr deutlichen Schwerpunkt auf unseren Nachhaltigkeitskodex. Das ist kein Nice-to-have.“
Justin Kent, Partner bei FSN Capital
FSN Capital versucht, mit einem Nachhaltigkeitsansatz zu punkten. FSN überwacht und misst laut Mürer den Erfolg seiner Portfoliounternehmen nicht nur anhand von Finanzkennzahlen, sondern auch anhand sozialer Faktoren wie der Mitarbeiterzufriedenheit. „Unser Gründer legt zurecht einen sehr deutlichen Schwerpunkt auf unseren Nachhaltigkeitskodex. Das ist kein Nice-to-have“, berichtet Kent von seinen ersten Board-Meetings in der FSN-Zentrale Oslo.
FSN-Partner Kent: „Wir machen auch All-Equity-Deals“
FSN sucht vor allem nach Mittelständlern mit einem Unternehmenswert (Enterprise Value) zwischen 50 und 300 Millionen Euro und positioniert sich damit im Small- und Midcap-Segment. „Idealerweise sucht das Unternehmen nach einer Nachfolgelösung und befindet sich noch nicht in Private-Equity-Hand“, sagt Mürer. 60 Prozent aller von FSN getätigten Transaktionen seien sogenannte Primaries gewesen.
„Idealerweise sucht das Unternehmen nach einer Nachfolgelösung und befindet sich noch nicht in Private-Equity-Hand.“
Robin Mürer, Partner bei FSN Capital
Der Industriefokus von FSN Capital liegt auf den Branchen Industrie, Digitalwirtschaft, Dienstleistungen und Konsumgüter. Pro Transaktion kann FSN Capital zwischen 25 und 150 Millionen Euro Eigenkapital einbringen. „Wir machen aber auch All-Equity-Deals“, ergänzt Kent. Wenn es der Cashflow und die Situation hergebe, scheue sich FSN weder vor einem hohen Leverage noch davor, einen Private-Debt-Fonds ins Boot zu holen.
FSN Capital verfolgt aktive Portfoliostrategie
FSN Capital tätigt ausschließlich Mehrheitsübernahmen und verfolgt für die Zeit nach dem Kauf eine aktive Portfoliostrategie. „Das Financial Engineering der 90er-Jahre funktioniert angesichts der hohen Kaufpreismultiples nicht mehr, um unsere Renditeziele zu erreichen“, glaubt wie so viele andere auch Kent.
Dass FSN seine Portfoliounternehmen aktiv manage, bedeute aber nicht, dass der Finanzinvestor in das operative Geschäft eingreife. „Dabei werden häufig Fehler gemacht, weshalb wir eine klare Aufgabenteilung von Beirat und Management sicherstellen“, meint Mürer. Der Beirat redet bei der Ernennung des Managements mit, bespricht mit diesem die Strategie, aber am Ende müsse immer der CEO entscheiden.
Von eigenen operativen Portfolio-Managementteams hält Kent wenig: „Das Problem ist, dass diese Teams beschäftigt werden müssen, ob die Unternehmen sie brauchen oder nicht.“ Kent beschreibt die Portfolioarbeit bei FSN Capital deshalb als „prozess- und nicht als personenorientiert“. Laut Kent bedeutet das, eine klare und kreative Vision für das Zielunternehmen zu haben, die allerdings flexibel umgesetzt werden müsse.
philipp.habdank[at]finance-magazin.de